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Letztendlich stand auch Delameres Leben auf dem Spiel.
»Sie haben es selbst gesagt«, sagte Trautman. »Wir haben
nicht mehr sehr viel Zeit.« »Das stimmt«, gestand Delamere.
Er trat einen Schritt weiter ans Fenster heran. Das rote Licht,
das vom Meeresgrund heraufstrahlte, spiegelte sich auf seinem
Gesicht. »Es ist zu nah«, murmelte er. »Zu nah wofür?«, wollte
Trautman wissen. »Die Insel«, antwortete Jacques. »Wenn der
Vulkan ausbricht, könnte sie trotzdem zerstört werden.« »Aber
wir sind gut zwanzig Seemeilen entfernt!«, gab Juan zu
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bedenken, aber Delamere schüttelte nur den Kopf.
»Das ist nichts«, behauptete er. »Ihr macht euch immer noch
keine Vorstellungen davon, mit welchen Gewalten wir es hier
zu tun haben. Der Ausbruch vorhin war nur ein kleines
Rumoren, nicht mehr.« Er drehte sich zu Trautman herum. »Wir
müssen die Entfernung vergrößern«, sagte er. »Mindestens noch
einmal das Doppelte, besser mehr.« Trautman sah ihn
nachdenklich an. »Bleibt uns genug Zeit?«
Jacques zuckte die Schultern. »Das weiß ich nicht«,
antwortete er - ein Satz, den Mike für seinen Geschmack in den
letzten Stunden ein paar Mal zu oft von Delamere gehört hatte.
»Aber wenn wir nur einen kleinen Ausbruch auslösen, haben
wir nichts gewonnen. Wenn es uns gelingt, den gesamten Druck
auf den Lavakanal zu entlasten, dann müssen wir eine
unvorstellbare Eruption provozieren. Sie würde die Insel
vielleicht nicht vollkommen zerstören, aber nichts könnte dort
überleben.« »Dann bleibt uns keine Wahl«, sagte Trautman.
»Zwanzig oder dreißig Seemeilen sind eine halbe Stunde bei
voller Fahrt. Das Risiko müssen wir eben eingehen.« Er nickte
Juan und Ben zu den neuen Kurs einzugeben und betätigte
gleichzeitig ein paar seiner Instrumente, woraufhin sich das
Motorengeräusch veränderte und die NAUTILUS wieder Fahrt
aufnahm. Zugleich stieg sie ein wenig höher, sodass das rote
Glosen und Wabern unter ihnen zu einem blassen, kaum noch
sichtbaren Schimmern wurde.
Es wurde wieder sehr still. Mike und die anderen taten so, als
wären sie voll und ganz mit ihren Geräten beschäftigt, aber
Mike war nicht der Einzige, der immer wieder nervös zum
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Fenster sah. Vor allem Delamere schien sich kaum noch auf
seine Berechnungen konzentrieren zu können. Er fuhr sich
ständig mit der Hand über das Gesicht um den Schweiß
fortzuwischen, strich Zahlen und Buchstabenkolonnen durch,
schüttelte den Kopf oder murmelte leise in seiner Muttersprache
vor sich hin. Der Gedanke, einem Mann mit einem so sichtbar
angegriffenen Nervensystem ihrer aller Schicksal
anzuvertrauen, gefiel Mike immer weniger.
»Erklären Sie mir doch noch einmal ganz genau, was Sie
vorhaben«, sagte er um Delamere abzulenken und vielleicht
auch sich selbst ein bisschen. Jacques sah nervös von seinem
Blatt hoch. »Alles kommt darauf an, ob meine Schätzungen
richtig sind«, sagte er. »Das ist es ja, was mir solche Sorge
bereitet: Es sind nur Schätzungen. Ich bin ja niemals hier unten
gewesen wie ihr.«
»Wir wären auch lieber woanders, glauben Sie uns«, sagte
Ben.
Jacques warf ihm einen raschen, fast erschrockenen Blick zu,
drehte sich dann aber wieder zu Mike herum und fuhr fort: »Es
ist im Grunde ganz simpel. Es muss hier unten unter dem
Meeresgrund ein ganzes Gewirr von Lavagängen und Stollen
geben, die offensichtlich alle miteinander verbunden sind. An
manchen Stellen verlaufen sie tief unter der Erde, an anderen
weniger tief und an einigen Punkten ist die Erdkruste so dünn,
dass sie dem Druck nicht mehr standhält - das sind die Vulkane,
die bisher ausgebrochen sind. Wir müssen eigentlich nur einen
Punkt finden, an dem genügend dieser Kanäle
zusammentreffen. Wenn wir einen Ausbruch an dieser Stelle
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provozieren, dann könnte vielleicht genug Lava entweichen,
damit der Druck auf die anderen Krater weit genug nachlässt.«
Es war tatsächlich ein ganz einfacher Gedanke, wie Mike
zugeben musste. Nur waren ihm in den Ausführungen
Delameres entschieden zu viele Wenns und Vielleichts. Sie
würden schon ein geradezu unverschämtes Glück brauchen, um
diesem wahnwitzigen Plan zum Erfolg zu verhelfen.
Andererseits hatten sie gar keine Wahl. Was den erloschenen
Vulkan auf Hathi anging, gab es weder ein Wenn noch ein
Vielleicht, sondern nur ein Wann. Er würde ausbrechen, und das
bald. Und dann war es nicht nur um die Insulaner geschehen,
sondern auch um Serena, Singh und Astaroth.
Die Zeit verstrich träge. Die NAUTILUS fuhr mit voller
Kraft, was bedeutete, dass sie sich vier- oder fünfmal so schnell
unter Wasser fortbewegte, als es das schnellste Schiff über der
Wasseroberfläche gekonnt hätte, und trotzdem kam es Mike so
vor, als wären die Zeiger der Uhr auf dem Zifferblatt
festgeklebt. Dafür änderte sich das Bild draußen vor dem
Fenster ganz allmählich. Aus dem bisher blassroten Glühen sehr
tief unter ihnen wurde ein immer stärker werdendes
unheimliches Lodern und Glosen. Ein Blick auf das
Außenthermometer zeigte ihm, dass das Wasser heißer
geworden war, nicht kälter, obwohl sie sich jetzt viel weiter
vom Meeresgrund entfernt befanden als noch vor zehn Minuten.
Und er begriff auch den Grund dafür: Sie näherten sich dem
Krater. Das rote Gespinst unter ihnen stellte ja nur die Risse dar,
an denen der Meeresboden geborsten war, vielleicht sogar nur
unterseeische Lavaströme, die selbst das Meerwasser bisher
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