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sie. Ich werde mich nicht von der Leidenschaft mitreißen lassen, auch
wenn ich sie nicht leugnen kann. Ich werde die Probleme meiner Mut-
ter lösen, bevor ich mich weiter mit dir einlasse, Andrew Keir. Nur auf
diese Weise kann ich die Dinge so sehen, wie sie sind.
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Dann fluchte sie und sprach ihre Gedanken laut aus. Als sie fertig war,
fiel Sonnenlicht in den Wagen. Sie blinzelte einige Male, weil Andrew
sie wider Erwarten nicht verächtlich anblickte, sondern seine Augen
funkelten.
"Sie zerreißen mich also nicht in der Luft?" fragte sie ungläubig.
"Ich mag Kämpfernaturen, auch wenn ich derjenige bin, der in der
Klemme steckt", erwiderte er leise. "Trotzdem sollten Sie sich nicht in
Sicherheit wiegen, Domenica. Ich habe nämlich nicht vor aufzugeben.
Also. Findet das Essen nun mit Ihnen statt oder nicht? Ich kann auch
mit Ihrer Mutter in ein Restaurant gehen, wenn Sie wollen."
"Nein", entgegnete sie schnell.
Seine Augen funkelten nun amüsiert, und um alles noch schlimmer zu
machen, fuhr er fort: Falls Sie wirklich Angst davor haben, dass ich
Ihre Mutter zu etwas anstiften könnte, sollten Sie lieber dabei sein."
Domenica biss die Zähne zusammen. "Na gut."
Andrew drehte den Schlüssel im Schloss und ließ den Motor an. "Dann
fahre ich Sie jetzt nach Hause." Er fuhr vom Parkplatz, blickte sie je-
doch noch einmal an, bevor er sich in den Verkehr einfädelte. "War es
nun so schlimm für Sie?"
"Es war ... einer der schönsten Tage seit langem für mich", gestand sie.
"Du meine Güte! Ich schreibe es mir auf einen Zettel und lege ihn
unter mein Kopfkissen."
"Sie sind wirklich unmöglich. Wussten Sie das?"
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"Ich habe schon einige Dinge von Frauen gehört, aber nicht das", ant-
wortete Andrew ernst.
"Vielleicht hatten diese Frauen kein Rückgrat."
"Vielleicht", bestätigte er. "Stellen Sie sich nur vor, wie gut Sie für
mein aufgeblasenes Ego sind."
Diesmal war Domenica so vernünftig, das Thema zu wechseln. "Wer
hätte gedacht, dass so schnell wieder die Sonne scheint? Na, das ist
wahrscheinlich typisch für Sydney."
Bis zu dem Essen bei ihrer Mutter hatte sie noch zehn Tage Zeit.
Andrew und sie hatten sich in aller Freundschaft verabschiedet. Er
schlug nicht vor, sich vorher noch einmal zu treffen, und bestand da-
rauf, dass sie seine Jacke anbehielt. Als er ihr aus dem Wagen half und
ihr ihre Sachen reichte, hatte Domenica den Eindruck, dass er es eilig
hatte und mit seinen Gedanken bereits woanders war. Er war zwar
nicht unhöflich, aber etwas kurz angebunden.
Dann eben nicht, dachte sie und verabschiedete sich genauso kurz an-
gebunden von ihm, nachdem sie sich bei ihm bedankt hatte. Ohne sich
noch einmal umzudrehen, war sie ins Haus gegangen.
Diese trotzige Haltung behielt Domenica auch in den folgenden Tagen
bei und gab sich betont lässig, als Natalie sie fragte, wie es denn
gewesen sei. Sie stürzte sich mit Feuereifer in ihre Arbeit und entwarf
einen Sportdress, der bei Natalie großen Anklang fand.
Gleich am nächsten Tag schickte sie Andrew seine Jacke in seine Zent-
rale. Als sie drei Tage nach dem Picknick ihre Post auf dem Nach-
hauseweg abholte, befand sich auch ein Päckchen darunter. Es en-
thielt zwei Bücher, aber keinen Brief, wie sie feststellte, nachdem sie
ihre Schuhe abgestreift und sich eine Tasse Tee gekocht hatte.
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Sie nahm die Bücher mit in ihr Wohnzimmer, das im Landhausstil
eingerichtet war und in dem nicht nur die Möbel, sondern auch
zahlreiche Terrakottagefäße mit Trockensträußen sowie ihre Ele-
fantensammlung für eine anheimelnde Atmosphäre sorgten.
Bei einem der Bücher handelte es sich um einen Hochglanzband über
die Geschichte des Modedesigns, bei dem anderen um einen Roman,
der offenbar bereits gelesen, aber in tadellosem Zustand war. Andrew
und sie hatten beim Mittagessen auf dem Weg von Lidcombe Peace
nach Sydney darüber gesprochen. Sie hatte gesagt, sie hätte es sich
noch nicht gekauft, würde sich aber darauf freuen, es zu lesen. Er
hatte ihr erzählt, er hätte es bereits zur Hälfte durch.
Daher brauchte sie das Päckchen eigentlich nicht umzudrehen, um
sich zu vergewissern, dass es einen Aufkleber von Keir Conway trug,
tat es jedoch trotzdem. Anschließend blickte sie gut fünf Minuten ins
Leere, bevor sie sich wieder auf ihren Tee besann und ihn trank.
Drei Tage später traf ein viel kleineres Päckchen mit einem Aufkleber
von Keir Conway ein. Diesmal enthielt es eine CD, und diesmal hatte
Andrew einen Zettel beigefügt, auf dem er geschrieben hatte, sie
würde ihr vielleicht gefallen.
Domenica legte sie in den CD-Player und stellte fest, dass es sich um
afrikanische Folklore handelte, rhythmische Musik voller Lebens-
freude. Sie fand sie wunderschön.
Das Buch über Modedesign hatte ihr einige Anregungen für Kleider
sowie für verschiedene Farbkombinationen geliefert. Den Roman kon-
nte sie kaum aus der Hand legen, und die CD hörte sie ständig.
Andrew hätte also keine bessere Wahl treffen können. Offenbar hatte
er sich Gedanken darüber gemacht, was ihr gefiel.
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Deshalb überlegte sie, womit sie ihm wohl eine Freude machen und
sich bei ihm revanchieren konnte. Sie ertappte sich sogar dabei, wie
sie im Schaufenster einer kleinen Galerie in der Nähe ihres Ateliers ein
Bild betrachtete, das einen Viehtreiber im Outback darstellte. Allerd-
ings fragte sie sich, ob es womöglich schmerzliche Erinnerungen
wecken würde.
Das Problem war aber nicht, ob sie ihn ebenfalls mit Geschenken
überschütten sollte, sondern wie und wann sie sich bei ihm bedanken
sollte.
Drei Tage vor dem Essen bei ihrer Mutter bot sich ihr die Gelegenheit.
Domenica musste jedoch zehn Minuten mit verschiedenen Mitarbeit-
ern telefonieren und erklären, wer sie war, bevor man sie zu Andrew
durchstellte.
Demzufolge war sie leicht verunsichert, ob sie das Richtige tat.
"Domenica?" fragte Andrew kurz angebunden.
Ja, Andrew. Tut mir Leid, dass ich Sie störe, aber..."
"Das braucht es nicht", unterbrach er sie. "Ich hätte Ihnen meine
Durchwahl geben sollen. Momentan bin ich allerdings etwas im
Stress."
"Oh. Na ja ..." Sie merkte selbst, wie kühl sie klang. "Dann fasse ich
mich kurz.
Vielen Dank für die Bücher und die CD. Sie ... haben mir sehr gut ge-
fallen. Der andere Grund, warum ich anrufe, ist, dass man mir ein
Angebot für die Immobilie in Blacktown gemacht hat. Die Summe ist
etwas niedriger als die, die Sie mir genannt haben, aber ... "
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"Dann nehmen Sie das Angebot nicht an", erklärte er.
Domenica atmete tief durch. "Also, die Summe ist etwas niedriger ... "
Sie nannte ihm die Zahl. ".. . aber sie wollen eine beträchtliche An-
zahlung machen, die restliche Summe innerhalb von dreißig Tagen
zahlen und verzichten auf eine Finanzierungsklausel. Daher ... " Sie
verstummte.
"Und damit hoffen sie natürlich, dass Sie sich mit einer Summe zu-
frieden geben, die unter dem eigentlichen Wert liegt. Verlangen Sie
die, die ich Ihnen genannt habe, und keinen Penny weniger. "
"Ich ... ich weiß nicht, ob ich so dreist sein kann."
"Warum denken Sie nicht einfach daran, wie viel mehr Klamotten und
Champagner sich Ihre Mutter kaufen könnte?" meinte Andrew
amüsiert.
"Andrew", sagte sie mit einem verzweifelten Unterton, "sind Sie sich-
er, dass sie ... ?"
"Wenn sie nicht darauf eingehen, wird jemand anders es tun. Sie
können jetzt Ihr Rückgrat unter Beweis stellen, obwohl es natürlich
Ihre Entscheidung ist.
Tut mir Leid, ich muss Schluss machen, aber wir sehen uns ja am
Freitag."
Er hatte aufgelegt, und Domenica betrachtete einen Moment lang
wütend den Hörer - nicht nur, weil er das Gespräch beendet hatte,
sondern weil er von Rückgrat gesprochen hatte.
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Am Freitag war Domenica das reinste Nervenbündel. Als sie in Rose
Bay eintraf, stellte sie fest, dass ihre Mutter ein kleines Festessen
vorbereitet hatte -
Kruste vom Schweinebraten und Kartoffelsalat als Vorspeise, mit
Kräutern gefüllte Lammkeule mit karamellisierten Karotten und
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